Thursday, December 21, 2006

Dänische Künstler ärgern Ahmadineschad

Schmäh-Anzeige

Dänische Künstler ärgern Ahmadineschad



Für die Künstlergruppe "Surrend" ein Schwein: Ahmadineschad
21. Dezember 2006
Eine dänische Künstlergruppe hat eine Schmähschrift über den iranischen Präsidenten Ahmadineschad in einer Teheraner Zeitung plaziert.

In der englischsprachigen Zeitung „Tehran Times“ erschien am Mittwoch eine Anzeige mit dem Bildnis des Politikers, das mit einer beleidigenden, auf den ersten Blick aber versteckten Botschaft versehen war: Zunächst waren unter dem Gesicht Ahmadineschads Sprüche zu lesen wie „Unterstützt seinen Kampf gegen Bush“ oder „Iran hat das Recht, Atomenergie zu produzieren“.

Von oben nach unten gelesen ergeben die Anfangsbuchstaben der Sätze allerdings das Wort „Schwein“. Die konservative Zeitung hatte die geheime Botschaft vor der Veröffentlichung offenbar nicht entdeckt.

„Anzeige nicht gegen das Volk gerichtet“

Hinterher erklärte das Blatt, die Künstlergruppe habe ihre Anzeige als Akt der Solidarität mit dem Iran sowie als Wiedergutmachung dafür präsentiert, daß im vergangenen Jahr in einer dänischen Zeitung Mohammed-Karikaturen veröffentlicht worden seien.

Leider werde der jüngste Vorfall den Hass gegen Dänen nun aber schüren. Die Künstlergruppe „Surrend“ erklärte, sie habe mit ihrer Darstellung die junge Generation in der Islamischen Republik erreichen wollen. Die Anzeige richte sich nicht gegen das Volk, sondern nur gegen Ahmadineschad, der eine extreme Ideologie vertrete, sagte Jan Egesborg der Nachrichtenagentur Reuters. „Surrend“ hatte sich in der Vergangenheit auch schon über Simbabwes Präsident Robert Mugabe oder den weißrussischen Staatschef Alexander Lukaschenko lustig gemacht.

Die Mohammed-Karikaturen hatten unter Muslimen in der ganzen Welt für Aufruhr gesorgt, da viele Gläubige die Darstellung ihres Religionsstifters als Gotteslästerung empfinden. Weltweit starben bei Ausschreitungen mehr als 50 Menschen. Die Abbildungen erschienen zuerst in einer dänischen Zeitung und wurden später in anderen Ländern, darunter auch Deutschland, nachgedruckt.

Niederlage von Ahmadinedschads Lager bei Kommunalwahl bestätigt

Unterdessen wurde die Niedelage des ultrakonservativen Lagers Ahmadineschads bei der Kommunalwahl im Iran ist offiziell: Das am Donnerstag von Innenministerium vorgelegte Endergebnis bestätigte den Sieg der gemäßigten Konservativen und Reformer in den meisten Stadt- und Gemeinderäten.

Im Stadtrat der Hauptstadt Teheran verfügt das Lager des moderat konservativen Bürgermeisters Mohammed Bagher Kalibaf künftig über sieben der 15 Sitze. Die Reformer gewannen vier Mandate, Ahmadinedschads Gefolgsleute müssen sich mit drei Stadträten begnügen. Ein Sitz geht an einen unabhängigen Kandidaten.

Die Wahlen von vergangenem Freitag galten als Test für die öffentliche Zustimmung zur Politik Ahmadinedschads. Der Präsident wird von einigen Konservativen kritisiert, sein Augenmerk zu stark auf eine Konfrontation mit dem Westen und zu wenig auf eine Verbesserung der wirtschaftlichen Verhältnisse im Iran gerichtet zu haben.

Text: Reuters
Bildmaterial: dpa